Unsere Geschichte
Die Geschichte der Kleingartenkolonie Ewige Heimat e.V. reicht zurück bis ins Jahr 1931, als eine Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen erlassen wurde. Diese Verordnung sah die Errichtung von Kleinsiedlungen und die Bereitstellung von Kleingärten für Erwerbslose vor.
Im darauf folgenden Jahr, 1932, beschlossen 36 Erwerbslose, die von der Wirtschaftskrise arg gebeutelt waren, einen Verein zu gründen. Zum Teil waren sie schon 3-5 Jahre ohne Arbeit. Um ihren Familien mit einem Dach über den Kopf und mit Obst und Gemüse zu versorgen, benötigten sie Grabeland, welches sie von der Stadt Berlin zur Verfügung gestellt bekamen.
Am 4. Juli 1932 fand die Gründung und die Geländeübergabe im „Juliuspark“ Rudow statt. Der Juliuspark war ein Gartenlokal mit Tanzsaal, Ausschank und Kegelbahn. In den 50er Jahren wurde das Gebäude immer weniger genutzt und verfiel. Im Zuge der städtebaulichen Umgestaltung wurde das Grundstück 1957 als öffentliches Bau- und Straßenland umgewidmet.
Jedes der 36 Gründungsmitglieder erhielt von der Stadt Berlin einen 10-Jahresvertrag und 100 Reichsmark als Darlehen, die innerhalb der 10 Jahre zurück zu zahlen waren. Im Mai 1932 erhielten die auserwählten Bewerber für die 500-600 m² großen Parzellen ihre Unterpachtverträge. Die Parzellen sind in 5 verschiedene Blöcke aufgeteilt worden
Für die neue Kleingarten-Kolonie wurde in einer Mitgliederversammlung aus vielen Namensvorschlägen die Ewige Heimat als zukünftiger Name bestimmt.
Das Jahr 1932 war für die Kolonisten mit sehr viel Arbeit verbunden. Eine Vermessungsgruppe teilte das erworbene Ackerland, welches die Stadt Berlin stellte, in 5 Blöcke ein. Die Außenzäune wurden um die Gelände gezogen. Eine Brunnenbaufirma wurde beauftragt, für jeweils 4 Parzellen einen Brunnen zu bohren, um die Wasserversorgung zur Bewirtschaftung zu gewährleisten. An den Brunnenbau mussten sich die Kleingärtner als Helfer betätigen. Für ihre Arbeiten erhielten sie 50 Reichspfennige als Obolus. Dies reichte zur damaligen Zeit für zwei Fahrten mit der Straßenbahn.
Für die 550 m² musste eine Jahrespacht von 10 Reichsmark, 2 Reichspfennigen pro m², gezahlt werden. Das Darlehen von 100 Reichsmark, das die Reichsregierung erteilt hatte, sollte jeweils am 15. September des Jahres mit 10 Reichsmark getilgt werden. Der Pachtvertrag hatte eine zehnjährige Laufzeit und verlängerte sich stillschweigend um ein weiteres Jahr.
Das Darlehen wurde nicht in Bar ausgezahlt, sondern jeder Pächter erhielt Gutscheine über diese Summe. Mit diesen konnten sie Bauholz und Gerätschaften für die Errichtung ihrer Schuppen und Lauben erwerben. Für die Beschaffung des Bauholzes und der Geräte war die Firma Garske zuständig. Nach Aussage des Firmeninhabers Garske war dies ein schlechtes Geschäft für ihn, weil ein Drittel seines Warenbestandes geklaut wurde.
Trotz dieser Herausforderungen haben die Mitglieder der Kleingartenkolonie Ewige Heimat in den folgenden Jahren hart gearbeitet, um ihre Parzellen zu bewirtschaften und ihre Familien zu ernähren. Sie haben Obst und Gemüse angebaut, Tiere gehalten und sich gegenseitig unterstützt. In den Jahren 1933-1945, während des „1000-jährigen Reiches“, wurden die Vorstände der Kolonie des Öfteren ausgewechselt, und es war schwierig, die zugeteilten Düngemittel zu organisieren. Dennoch haben die Mitglieder der Kleingartenkolonie Ewige Heimat durch ihren Einsatz und ihre Solidarität viele Probleme gemeinsam bewältigt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Herbst 1945, wurde im „Juliuspark“ die erste Mitgliederversammlung einberufen. Die Tagesordnung beinhaltete die Wahl des neuen Gesamtvorstandes. Auf Vorschlag der Mitglieder wurde Gartenfreund Lotz als 1. Vorsitzender, Gartenfreund Scholz als Kassierer und Herr Adler als Schriftführer gewählt.
In den Jahren danach konnten viele Probleme durch den ehrenamtlichen Einsatz einzelner Gartenfreunde und die Solidarität aller Mitglieder gelöst werden. So wurden Anschlüsse an die Stadtwasserleitung gelegt, die Wegebeleuchtung installiert und die Koloniewege erneuert. Aufgrund der Insellage West-Berlins und der starken Nachfrage nach Kleingärten wurden bis zum Ende der Teilung Berlins große Parzellen geteilt. Gartenfreunde, die ihre Parzellen auf Anweisung des Grünflächenamtes das Gelände am „Großen Rohrpfuhl“ verlassen mussten, wurden innerhalb der Kolonie umgesetzt.
Heute ist die Kleingartenkolonie Ewige Heimat e.V. 70.000 Quadratmeter groß und hat 165 Parzellen, die sich auf drei Blöcke verteilen: Block I befindet sich am Rhodeländerweg, Block II an der Großziethener Chaussee und Block III zwischen Rhodeländerweg und Waßmannsdorfer Chaussee. Die Kolonie ist ein Ort der Gemeinschaft, wo die Mitglieder sich gegenseitig unterstützen und zusammenarbeiten, um ihre Parzellen zu bewirtschaften und ihre Familien zu ernähren. Es ist ein Ort der Erholung und des Zusammenseins, an dem man dem Trubel der Stadt entfliehen kann. Die Geschichte der Kleingartenkolonie Ewige Heimat ist ein Beispiel für den Zusammenhalt und die Solidarität, die in schwierigen Zeiten entstehen können.
(geschrieben von Klaus Schulze 2022)